Sumatra-Rohtabak für Zigarren
Sumatra-Rohtabak

Wissenspool

Kurze Geschichte des Schnupftabaks

Obwohl das Tabakschnupfen vor allem für jüngere Tabak-Konsumenten und generell nördlich des Weißwurst-Äquators kuriose Züge trägt, erfreut es sich seit den 70er Jahren wieder zunehmender Beliebtheit und war bis ins 19. Jahrhundert sogar die verbreitetste Art, Tabak zu sich zu nehmen. Es hat möglicherweise etwas damit zu tun, dass Schnupfen heute als gesundheitlich weitgehend unbedenklich gilt und der Schnupftabak daher von der Tabaksteuer befreit ist und auch keine großflächigen Aufdrucke der EG-Gesundheitsminister trägt: Die verwendeten schweren Tabake sind weniger nikotinhaltig als Rauchtabake, die Kondensate ("Teer") können mangels Verbrennung nicht entstehen. Außerdem unterliegt Schnupftabak dem Lebensmittelrecht, Schnupfen ist erfrischend, hilft bei verstopfter Nase und hat vor allem in der Bergwelt und im Bergbau eine lange Tradition.

In der alten südamerikanischen Kultur wurde mehr geschnupft als geraucht: Die ersten Berichte des Mönchs Romano Pane, den Columbus auf seiner zweiten Reise auf der Insel Haiti zurückließ, handelten von einem seltsamen Ritual der Einheimischen. Im ersten Bericht von 1496 heißt es: "Immer wenn die Könige ihre Götter um Rat fragen wegen ihrer Kriege, wegen einer Steigerung des Fuchtertrages oder wegen Not, Gesundheit und Krankheit, schnupften sie in ihren Tempeln das Kraut in ihre Nasenlöcher. ... Das Pulver ist von solcher Kraft, dass es einem völlig den Verstand raubt." Im frühen 16. Jahrhundert dokumentierten portugiesische Seeleute Schnupftabaksmühlen im heutigen Brasilien und Venezuela.

Der Tabak drang 1561 als Heilpflanze nach Kontinentaleuropa: Damals brachte Jean Nicot als französischer Gesandter am portugiesischen Hof Blätter und Saat nach Frankreich. Königin Katharina von Medici war eine der ersten und berühmtesten Schnupferinnen, die gepulverte Tabakblätter gegen Kopfschmerzen und Migräne einahm. Daher hieß der Schnupftabak lange Zeit das Kraut der Königin, "herbe de la reine". Es dauerte nicht lange, bis sich das weibliche Königskraut in die Nasenlöcher sämtlicher höfischen Kreise Frankreichs und schließlich ganz Europas schlich.

Aus dem ursprünglichen Wunderpulver mit dem medizinisch schlagkräftigen Namen "Clysterium nasi" erwuchs schnell ein Genussmittel und Wirtschaftsfaktor: 1677 entstand die erste Schnupftabak-Manufaktur der Welt, die königliche Tabakfabrik im spanischen Sevilla. Sie verarbeitete schweren Tabak der damaligen spanischen Kolonie Kuba und produzierte in ihrer besten Zeit um 1840 mit Hilfe von 40 Tabaksmühlen und 1.700 Arbeitern über 1.000 Tonnen Schnupftabak jährlich. Die wirtschaftliche Bedeutung übertraf die anderer kolonialer Waren wie Kaffee, Tee oder Rohrzucker um ein Vielfaches, weshalb die Unternehmung lange Zeit unter strenger militärischer Bewachung stand.

Nachdem in den deutschen Ländern Schnupftabake lange Zeit nur als Importware in Apotheken erhältlich waren, entstand 1733 die erste Schnupftabakfabrik in Offenbach. Durch die im frühen 18. Jahrhundert aus Frankreich vertriebenen Hugenotten wanderten auch die letzten französischen Produktionsgeheimnisse vor allem in die süddeutschen Länder. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts setzten sich jedoch zunehmend die Rauchtabake, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts insbesondere die Zigaretten durch. Die meisten Schnupftabakfabriken setzten seit den 20er Jahren, spätestens nach dem II. Weltkrieg auf Zigaretten- und Pfeifentabake, so dass heute nur noch 5 Hersteller in Deutschland existieren.

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