Zigarrenkiste
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Wissenspool

Zigarren-Provenienzen

Die Herstellung von gutem Zigarrentabak hat nicht nur mit der Sorte, sondern auch mit regionalen Boden- und Klimabedingungen zu tun. Wir werfen daher einen Blick auf die Herkunft oder "Provenienz" der gebräuchlichsten Importtabake. Der größte Teil stammt aus tropischen und subtropischen Regionen Nord- und Südamerikas mit den karibischen Inseln sowie aus Indonesien. Durch die in den vergangenen 80 Jahren erreichte Hochzüchtung verschiedener Tabaksorten bringen inzwischen auch gemäßigte Klimazonen in Europa hochwertigen Tabak hervor: Badische und südpfälzische Einlagetabake werden heute sogar exportiert.

Deutsche Tabake

In kaum einem anderen Land werden so viele verschiedene Zigarrentabake angebaut wie in Deutschland, das eine Jahrhunderte alte Tabakanbau-Tradition bis ins 17. Jahrhundert zurück besitzt. Die bekannteste Sorte ist Geudertheimer, eine äußerst robuste und widerstandsfähige Landsorte ohne spezielle Zuchteigenschaften. Andere Sorten enthalten über Jahrzehnte angezüchtete Eigenschaften etwa in Hinblick auf Krankheitsresistenzen (z.B. Pereg, Pergeu), Ertrag (z.B. Rot Front-Korso) oder auf besonders nikotinarme Blätter (z.B. Havanna Z992, Adonis).

Tabaktrockenscheune aus Holz

Tabaktrockenscheune aus Holz

Alle hierzulande angebauten Zigarrentabake werden als DLT bezeichnet, als "dunkle luftgetrocknete Tabake". Sie werden durchweg 2-3 Monate in Trockenscheunen getrocknet und fermentiert. Enthalten sind sie in vielen einheimischen Produkten wie Zigarillos, Zigarren oder in den ursprünglich aus der Schweiz stammenden "Stumpen", aber auch als Würztabak in Zigaretten oder in größeren Mengen in filterlosen "schwarzen Zigaretten". Sie unterscheiden sich teilweise sehr stark in ihren Aromen und lassen sich ohne Einschränkungen mischen. Insgesamt wirken sie aromatisch, würzig und verglichen mit Überseetabaken eher leicht.

Indonesien: Sumatra und Java

Tabake von der indonesischen Insel Sumatra sind besonders gefragt, da sie eine überragende Qualität besitzen und dem eher milden mitteleuropäischen Geschmack entsprechen: Sie haben ein feines, blumiges Aroma und wirken in Duft und Geschmack eher sanft. Beim Zigarrentabak sind die untersten Blattstufen (Sandblatt und unteres Hauptgut) die wertvollsten Blätter, die besten davon werden als Deckblatt verwendet. Hervorstechende Merkmale von Sumatratabak sind neben der etwas helleren Farbe die besonders breiten Blätter mit geringerem Rippenanteil sowie das geringere spezifische Gewicht im Vergleich mit anderen Zigarrentabaken. Auch die besonders gute Glimmfähigkeit ist ein Merkmal, das beim Deckblatt eine große Rolle spielt. Wenn ein gutes Sumatra-Deckblatt mit der Blattspitze nach unten aufgehängt und unten angezündet wird, glimmt es in gleichmäßigen Linien bis zum Blattstiel hoch.

Naturfermentation: Mehrere Tonnen Tabak fermentiert nach dem Heuhaufen-Prinzip. Steigt die Temperatur über 60°C, wird umgestapelt.

Naturfermentation: Mehrere Tonnen Tabak fermentiert nach dem Heuhaufen-Prinzip. Steigt die Temperatur über 60°C, wird umgestapelt.

Diese Eigenschaften werden von den besonders guten Boden- und Klimaverhältnissen auf der indonesischen Insel begünstigt. Das tropische Anbaugebiet liegt an der nordöstlichen Küste knapp über dem Äquator mit Durchschnittstemperaturen von 33°C im Schatten und 60% Luftfeuchte. Nachts sinken die Temperaturen selten unter 20°C, so dass die Bedingungen für die Trocknung und Naturfermentation ideal sind. Der beste Tabak wächst dabei auf den schwarzen, stark humösen Staubböden vulkanischen Ursprungs in den Distrikten Deli oder Langkat.

Tabake von der Javainsel südlich des Äquators erreichen nicht die Qualität von Sumatra-Deckblättern, liefern aber sehr gute Umblätter und beliebten Einlagetabak. Die Böden in den Anbaudistrikten wie Bezoeki sind ebenfalls vulkanischen Ursprungs, das Klima jedoch im Schnitt weniger warm und feucht als auf Sumatra. Javatabake werden vorwiegend als aromatische, schon nicht mehr ganz leichte Einlagetabake verwendet und haben nicht selten ein nussige Note.

Südamerika: Brasil

Die Besonderheit des im brasilianischen Staat Bahia in Westbrasilien angebauten Tabaks liegt - neben den durchweg guten Boden- und Klimaverhältnissen in den Anbaudistrikten wie Cruz das Almas oder San Felix - in der Organisation der Anpflanzung. Statt einer Großplantagenwirtschaft dominiert ein Ankäufersystem, dem die Pflanzer die Ernten vorsortiert anliefern. Dies führt zu einer besonders guten Pflege des Tabakbestandes. Brasil findet als Deckblatt und Einlage Verwendung, seltener als Umblatt. Der Geschmack ist sehr aromatisch und würzig, die unteren Blätter wirken mild. Die Brasilzigarre ist ein Inbegriff für die dunklen Zigarrensorten und wird rein optisch mit besonders schwerem Tabak verbunden - ein tragisches Vorurteil.

Die Provenienzen "Rio Grande" und "Blumenau" stammen aus dem Süden Brasiliens, werden überwiegend als Einlage verwendet und reichen in ihrer Qualität an den Brasil nicht heran.

Karibik: Havanna und Domingo

Abgeernteter dominikanischer Olor in der Nähe von Santiago

Abgeernteter dominikanischer Olor in der Nähe von Santiago

Auf der Karibikinsel Kuba werden die berühmtesten Zigarren hergestellt. Je nach Anbauregion können sich die Havanna-Blätter in Form und Geschmack stark unterscheiden, insgesamt sind sie aber immer sehr aromatisch und besonders kräftig. Angebaut wird vor allem in der Provinz Pinar del Rio, wo der berühmte "Vuelta Abajo" gedeiht.

Aus der Dominikanischen Republik stammen die Domingo-Tabake, die insgesamt aromatisch und leicht sind und am ehesten mit den deutschen Tabaken verglichen werden können. Dass dort Zigarren entstehen können, die sich mit den besten "Havannas" messen lassen, haben Davidoff, Dunhill oder Don Esteban gezeigt. Deckblätter werden derzeit allerdings noch ausschließlich importiert, überwiegend werden Connecticut-Deckblätter aus den Vereinigten Staaten verwendet.

Andere Provenienzen

Darüber hinaus werden in Europa Tabake aus zahlreichen anderen Regionen verarbeitet. Neben Paraguay und Kolumbien in Südamerika sind Mexiko und die Vereinigten Staaten zu nennen. So sind Deckblätter aus Florida oder Connecticut sehr gefragt, da die Tabakpflanzen dort mit dünnmaschigen Gewebezelten oder Gazestoffen beschattet werden. In Mittelamerika entstehen hervorragende Zigarren, vor allem Nicaragua und Honduras haben sich in den vergangenen Jahren hervorgetan. In den mexikanischen Staaten Veracruz und Tabasco entsteht der Rohstoff für die besonders würzige Mexiko-Zigarren.

Auch in Afrika wird guter Zigarrentabak hergestellt: das westafrikanische Kamerun hat mit seinem feucht-schwülen Klima besonders gute Voraussetzungen. Die Pflanzen werden durch den häufig auftretenden Nebel gut beschattet, so dass in Kamerun Deckblätter von hoher Qualität hergestellt werden können. Der erste Tabakanbau in Kamerun geht auf die deutsche Kolonialzeit Ende des 19. Jahrhunderts zurück.

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