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Wissenspool

Kohlehydrate und Zuckerarten

Das Tabakblatt gehorcht wie jedes andere pflanzliche oder tierische Organ dem Gesetz vom Werden und Vergehen, das die gesamte lebende Natur beherrscht. Aufbau und Abbau der verschiedensten Stoffe werden von physikalischen und chemischen Kräften gesteuert, die insgesamt einen komplizierten Apparat darstellen. Im Tabakblatt sind daher zahlreiche Stoffe enthalten, die je nach Tabaksorte, Boden- und Klimabedingungen häufiger oder seltener auftreten. Zucker und Stärke gehören dazu, die z.B. beim Zigarettentabak erwünscht sind, bei Zigarrentabak jedoch nicht. Ebenso die Eiweiße, die jedem Rauchtabak eine unangenehm beißende Note geben und bei der Fermentation abgebaut werden. Wir möchten auch einige naturwissenschaftliche Blicke in die Welt des Tabaks wagen und zeigen durch nützliche Praxistipps, dass es sich dabei nicht um nutzlose Theorie handelt. In diesem Abschnitt geht es um die Energielieferanten der pflanzlichen Zellen, die Kohlehydrate und Zuckerstoffe.

Kohlehydrate

Unter "Kohlehydrate" fasst man eine Reihe von organischen Verbindungen zusammen, die verschiedene Zuckerarten und ihre höheren Verwandten, die Stärke, Dextrine und Pektine sowie die sogenannten Gerüstsubstanzen Zellulose und Lignin umfassen. Ihnen ist die relativ simple chemische Zusammensetzung ausschließlich aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gemeinsam. Die Bausteine können durch chemische Reaktion nahezu beliebig aneinandergereiht werden, so dass Moleküle aus mehreren Tausend Atomen keine Seltenheit sind. Zunächst sollen die einfachsten Kohlehydrate vorgestellt werden.

Zuckerarten

Unter dem Einfluss des Sonnenlichts baut die Pflanze in ihren Blättern aus dem Kohlendioxid CO2 der Luft und aus Wasser den Traubenzucker (Glucose) als einfachen Grundzucker auf. Dies geschieht mit Hilfe des Blattgrüns (Chlorophyll) und der Energiezufuhr durch das Sonnenlicht, man spricht daher von Photosynthese. Der Vorgang läuft nach der chemischen Formel ab:

Kohlendioxid + Wasser + Energie aus Sonnenlicht = Glucose + Sauerstoff.
6 CO2 + 6 H2O + Energie = C6H12O6 + 6 O2

Die Pflanze nimmt also Kohlendioxid aus der Luft auf und erzeugt im Blatt unter Energiezufuhr des Tageslichtes den Zuckergrundstoff Glucose sowie Sauerstoff, der an die Luft abgegeben wird. Dieser Vorgang wird als Assimilation bezeichnet. Die aufgenommene Energie des Sonnenlichtes wird dabei gespeichert, denn der Vorgang kann auch umgekehrt werden: Glucose wird mit Hilfe des Luftsauerstoffs in Kohlendioxid und Wasser umgewandelt, in gewisser Weise also sehr langsam verbrannt oder "veratmet". Die freiwerdende Energie nutzt die Pflanzenzelle für weitere Aufbaureaktionen für das Pflanzenwachstum, der Blütenbildung und zum Stofftransport innerhalb der Pflanze. Dieser als Dissimilation bezeichnete Vorgang geht nachts vor sich, wenn kein Sonnenlicht mehr zur Verfügung steht. Nächtliche "Ruhephasen" sind also für die Pflanzen sehr wichtig!

Durch eine Reihe von Enzymen und Fermenten ist die Pflanzenzelle in der Lage, die erzeugte Glucose in andere zuckerähnliche Stoffe zu verwandeln, beispielsweise Fruchtzucker, Malzzucker und die als Zucker schlechthin bekannte Saccarose ("Rohrzucker"). Alle drei Zuckerarten kommen in besonderer Weise gehäuft in Orienttabaken vor und geben ihnen ihr eigenes, süßliches Aroma. Auch helle Virginiatabake enthalten hohe Zuckeranteile, die zu einem tendenziell sauren Hauptstromrauch führen.

Tabake lassen sich in zwei grundsätzlich verschiedene Kategorien einteilen: Solche mit saurem Hauptstromrauch beim Verbrennen und solche mit alkalischem. Ursache der sauren Reaktion des Rauchs ist vor allem der Zuckergehalt im Tabakblatt: Beim Verbrennen der Zucker entstehen Säuren, die vorhandene basische Stoffe neutralisieren und insgesamt die Reaktion in den sauren Bereich verschieben. Enthält ein Tabakblatt wenig oder kein Zucker, bleibt der Hauptstromrauch alkalisch, wenn die alkalischen Bestandteile überwiegen.

Zigarrentabake wie Havanna oder Geudertheimer-Sorten werden in vorreifem Zustand geerntet: Das Blatt hat noch seine Vitalität, ist also noch nicht im Absterben begriffen: Alle Aufbau- und Abbaufunktionen sind noch in vollem Gang. Wird das Blatt vom Stamm abgetrennt, werden lediglich die Leitungsbahnen unterbrochen, die Lebensvorgänge halten an und die Tätigkeit der Fermente wird nicht aufgehoben. Ein vital geerntetes Blatt muss deshalb auch sehr langsam trocknen, damit die Umwandlungsprozesse weiter vor sich gehen können. Während des Trocknens "veratmet" das Blatt seinen Zucker ganz oder zum größten Teil (Dissimilation). Dieses Blatt ergibt einen Zigarrentabak mit alkalischem Hauptstromrauch, da kein oder nur sehr wenig Zucker und Stärke vorhanden sind.

Virginia-Zigarettentabak oder Orienttabak wird vollreif geerntet, das Blatt hat deshalb eine geringere Vitalität als bei vorreif geernteten Zigarrentabaken. Es trocknet daher schnell und hat auch keine Zeit mehr, seinen Zucker zu veratmen. Der Zuckergehalt bleibt nahezu ganz erhalten, der Hauptstromrauch ist sauer.

Der Zuckergehalt im Blatt ist also von entscheidender Bedeutung für die Verwendung des Tabaks: In Zigarrentabak ist Zucker (wie auch Stärke) unerwünscht, in Zigaretten- und Pfeifentabak soll Zucker enthalten sein. Daher können auch Zigarrentabake wie Geudertheimer oder Havanna Z992 für Zigaretten- und Pfeifenschnittgut verwendet werden, indem sie vollreif geerntet und nur kurz getrocknet werden.

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