Tabakblatternte
Tabakblatternte

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Die Erinnerung an Zeiten, die es nicht gegeben hat

Man trinkt ihn, ohne ihn herunter zu schlucken, er kann eine milde Süße enthalten, markant oder reif und harmonisch erscheinen. Er ist nicht flüssig wie Wein und auch nicht fest. Der Tabakrauch ist wohl der verrückteste Genuss der Menschheitsgeschichte.

Dieses gestaltlose Getränk legt einen Schleier von Wirkstoffen über Zunge und Gaumen und kann dem Sinnesorgan Süße vortäuschen, wo keine ist. Säuren, Alkaloide, ätherische Öle und Harze, über 2.000 Stoffe umströmen die Papillen der Zunge und reizen die gerade einmal 5.000 Geschmacksknospen, deren Signale sich im Gehirn zu wiedererkennbaren Geschmacksmustern verdichten.

Es ist in gewisser Weise ein Traum, und umso mehr ein wundersamer, als die Klaviatur des Geschmackssinns nur vier Noten kennt. Vor allem das Süß- und Bitter-Empfinden auf dem vorderen und hinteren Bereich der Zunge erklingt durch fast jeden Zigarrenrauch wie ein Kontrapunkt und wird von guten kubanischen Zigarren bis aufs Äußerste ausgereizt. Mildere Harmonien entstehen durch die zusätzliche Empfindung von sauren und salzigen Stoffen an den vorderen und hinteren seitlichen Zungenpartien, die etwa von dominikanischen Einlagemischungen gut angesprochen werden.

Dazu verströmt die frisch dem Humidor entnommene Zigarre feine Aromen und wirkt haptisch wie ein zarter Körper. Der Duft ihrer verpuffenden inneren Schönheit wirkt verglichen mit dem eher säuerlichen Zigarettenrauch vollkommen. Man muss sich nur etwas Zeit nehmen, dann erinnert der Genuss einer guten Zigarre an Zeiten zurück, die es gar nicht gegeben hat. So hat es jedenfalls Oscar Wilde ausgedrückt.

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